brauerei müser
Heute deutet nur noch der weit über seine Umgebung herausragende Sudhausturm (gebaut 1925 bis 1928) auf die ehemalige Müser-Brauerei an der Hauptstraße hin.
1806 eröffnete Johann Wilhelm Müser an der Hauptstraße / Ecke Markt einen Laden mit Schankwirtschaft, in dem er auch Bier braute. Durch die zentrale Lage seiner Wirtschaft an der Hauptverkehrsstraße, konnte Müser sein Geschäft schnell vergrößern und seiner sich auf der Durchreise befindlichen Kundschaft eine breite Palette von Manufakturwaren und Backwaren, Bier und Branntwein anbieten.
Nach seinem Tode gründeten seine beiden Söhne, Heinrich und Wilhelm, 1866 die "Dampfbrauerei Gebrüder Müser". Sie erkannten, dass nur die Einführung industrieller Braumethoden und die Umstellung auf das "helle" bayerische Bier die Konkurrenzfähigkeit erhalten konnte. Dazu errichteten sie schräg gegenüber des elterlichen Geschäftes ein neues Brauereigebäude. Mit der 1892 erfolgten Umwandlung in die Aktiengesellschaft "Bierbrauerei Gebr. Müser AG" erhielt das Unternehmen die notwendige Kapitalbasis, um den Betrieb zu einer Großbrauerei aufzubauen. Das Bier wurde nicht mehr nur in der näheren Umgebung, sondern auch im Ausland abgesetzt. In der Folge dehnte sich der Betrieb weiter aus. An der Westseite der Hauptstraße entstanden die Sudhausanlagen, die mit vier Dampfmaschinen bestückte Maschinenhalle, ein Kesselhaus mit einem 50 Meter hohen Schornstein sowie Speicherhallen und Abfüllhallen, in deren Mitte sich ein rund 1.300 m² großer Innenhof befand. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entstanden die Verwaltungsgebäude und dahinter die Pferdeställe der Brauerei, die zeitweilig bis zu 80 Pferde zählten.
Nachdem die Brauerei Mitte der dreißiger Jahre hohe Verluste verzeichnete, wurde sie 1938 von Großaktionären (unter anderem Dresdner Bank) übernommen; die alte Firmenbezeichnung wurde in "Müser-Brauerei Aktiengesellschaft" geändert.
Während des Zweiten Weltkrieges erlitt die Brauerei keine wesentlichen Kriegsschäden an ihren Betriebsgebäuden und Betriebseinrichtungen. Allerdings wurde das durch die Besatzungsmächte erlassene Brauverbot zu einer schweren Existenzbedrohung. Bis 1948 durfte anstelle von Bier nur Ersatzgetränke, 1948 / 1949 nur Dünnbiere mit niedrigem Stammwürze Gehalt hergestellt werden. Erst 1949 konnte die Produktion hochwertiger Qualitätsbiere wieder aufgenommen werden. Der Berliner Schultheiss-Konzern übernahm 1960 die Brauerei und legte sie 1975 endgültig still. Am 1. November 1978 wurde darin eine Diskothek namens „Rockpalast“ eröffnet, heute „Matrix“.
Seit März 2014 ist die ehemalige Brauerei eine Station in der Route der Industriekultur, Themenroute Bochum.